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Welches Potenzial hat mehrjähriger Weizen?

Erste Versuche mit mehrjährigen Weizenlinien, die ohne Neuaussaat über mehrere Jahre geerntet werden können, haben die Stärken und Grenzen des Konzepts gezeigt. Trotz Ertragsrückgang im zweiten Jahr bestehe ein gewisses Potenzial.

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Fachleute der Ökoberatungsgesellschaft mbH – Fachberatung für Naturland haben in der dreijährigen Studie die Erträge, die Qualität und die ökologischen Vorzüge von fünf mehrjährigem Weizenlinien untersucht. Dabei nutzten sie die Kreuzung aus einer Weichweizensorte und einer Queckenart aus einer amerikanischen Züchtung. Finanziert wurde das Projekt vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN).

Die Versuche fanden in Bayern auf drei verschiedenen Grenzstandorten für Weizen statt. Beim Anbau unter ökologischen Bedingungen lagen die Erträge der ausdauernden Linien im ersten Jahr bei maximal 17,5 Doppelzentner/Hektar (dt/ha). Bei einjährigen Weizensorten, die zum Vergleich angebaut wurden, kam man auf maximale Erträge von knapp 20 dt/ha. Die Backqualitäten der mehrjährigen Linien lagen in einem guten Bereich.

Im zweiten Jahr war der Wiederaustrieb der ausdauernden Linien allerdings durch eine extreme Trockenheit deutlich schwächer, als es Vorversuche erwarten ließen. Die Erträge der besten Linien lagen nur noch bei sieben dt/ha. Zwei der fünf Linien fielen durch die Trockenheit komplett aus. Zwei weitere trieben erst im Frühjahr wieder stärker aus, statt wie ursprünglich vorgesehen im Herbst. Neben der Trockenheit bereitete auch eine starke Spätverunkrautung Probleme, sodass es im dritten Anbaujahr keine nennenswerten Erträge mehr gab.

Dass ausdauernde Sorten über ein beachtliches Ertragspotenzial verfügen, zeigte der Anbau der gleichen Linien auf einem gut mit Wasser versorgten Standort in Luxemburg. Hier wurden im ersten Anbaujahr Erträge von bis zu 53 dt/ha erzielt. Da der Standort im Winter überflutet wurde, konnten jedoch für das zweite Anbaujahr keine Erträge ermittelt werden.

Versuchsleiter Werner Vogt-Kaute, Berater beim Verband Naturland, sieht für mehrjährigen Weizen trotz der bescheidenen Erträge zumindest auf schwächeren Standorten ein gewisses Anbaupotenzial, auch im konventionellen Bereich. Dazu zählt er zum Beispiel kleine, ungünstig geschnittene Flächen, Erosionsschutzstreifen oder Permakultursysteme. Da die Backqualität gut ist, sieht er auch keine Probleme bei der Vermarktung der Ware.

Darüber hinaus bietet der Anbau nach seinen bisherigen Erfahrungen auch einige ökologische Vorteile. So förderten zum Beispiel die längere Bodenruhe und die größere Wurzelmasse auch in tieferen Bodenschichten die Humusbildung. Zudem sei die Zahl der Regenwürmer in den Versuchsparzellen mit mehrjährigem Weizen gestiegen.

"Mit den verfügbaren Linien ist jedoch nur ein zwei-jähriger Anbau sinnvoll", betont der Fachmann. Außerdem ist eine niedrigwachsende Klee-Untersaat aus seiner Sicht unerlässlich, um eine Spätverunkrautung nach der ersten Ernte zu vermeiden. Durch die Stickstoffbindung des Klees ließe sich auch zusätzlich noch der Ertrag steigern.

Zum vollständigen Bericht zur Studie (PDF-Dokument)