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Um den Wissenstransfer und die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis im Öko-Landbau zu fördern, wird im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL) seit 2023 eine Plattform für forschungsinteressierte Betriebe und Forschende aufgebaut. Mit der Koordination wurde die EurA AG beauftragt.
Aktuelle Informationen sowie die Möglichkeit zur Registrierung finden Sie auf www.oekolandbau.de/oelaf.
Um die ÖLAF-Plattform am tatsächlichen Bedarf auszurichten, wurden durch das BÖL im Vorfeld umfangreiche Vorarbeiten unter Einbindung zahlreicher Akteure durchgeführt:
Nachdem Bio-Landwirtinnen und -Landwirte bereits gesondert zu ihren Vorstellungen und Wünschen für die Plattform befragt wurden, fand Ende Juni 2021 ein Workshop statt, in dem Fachleute aus Forschung, Beratung und der Länder ihre Erwartungen und Anforderungen an eine zukünftige Plattform einbringen konnten. In vier Arbeitsgruppen wurden folgende Bereiche der Plattform in den Blick genommen und diskutiert:
Hierbei wurde herausgearbeitet, dass die Plattform vor allem dazu dienen soll, Praxisbetriebe und Forschungseinrichtungen für konkrete praxisnahe Projekte zusammenzuführen. Nach Einschätzung der Teilnehmenden sei dafür eine zentrale Koordinationsstelle und der Aufbau einer Datenbank erforderlich. Zusätzlich müsste die Plattform auch die fachliche Vernetzung von Betrieben und Forschung sicherstellen, über die Projekte, die angewandten Methoden und die erzielten Ergebnisse informieren sowie Termine zu aktuellen Veranstaltungen beinhalten.
Grundsätzlich müsse es das Ziel sein, ein breites Spektrum an praxisnahen Forschungsprojekten mit unterschiedlichen Ansätzen zu ermöglichen. Dabei komme es darauf an, von Forschungsseite die Intensität und die Art der Betriebsbeteiligung im geplanten Projekt so konkret wie möglich zu kommunizieren und auch den Nutzen für die Betriebe herauszustellen. Gewünscht wird, dass Informationen wie Praxisforschungsmethoden und Ergebnisse abgeschlossener und aktueller Projekte für alle zugänglich sind. Um die Nutzung zu erleichtern, müssten diese Informationen zielgruppengerecht aufbereitet sein.
Als Kern der Plattform sollte die zentrale Koordinationsstelle in engem Kontakt zu Betrieben und Forschung stehen und gleichzeitig gut mit der Beratung und bestehenden Projektnetzwerken verknüpft sein. Damit forschungswillige Betriebe nur relevante Anfragen erhalten, sollte die Koordinationsstelle die Anfragen von Seiten der Forschung zuvor ausreichend filtern und bündeln. Zudem wurde angeregt, den Austausch zwischen Forschung und Betrieben aktiv auch über konkrete Forschungsprojekte hinaus zu fördern.
Um die vielfältigen Anforderungen erfüllen zu können, ist der Aufbau eines zentralen Online-Angebotes geplant. Darin könnten nach Einschätzung der Teilnehmenden des Workshops ergänzend zu den allgemeinen Betriebsdaten auch Informationen zur technischen Ausstattung der Betriebe, zu den zeitlichen Kapazitäten und den Interessenschwerpunkten hinterlegt werden. Auch Nutzerprofile der Betriebe und Forschungseinrichtungen, etwa in Form von Steckbriefen und Kurzvideos, werden als hilfreich angesehen.
Grundsätzlich ist gewünscht, die Plattform für alle Öko-Betriebe zu öffnen, unabhängig davon, ob sie bereits in Netzwerke eingebunden sind oder nicht. Auf diese Weise könnte auch neuen interessierten Betrieben der Zugang zu einer Mitarbeit in einem Praxisforschungsprojekt erleichtert werden.
Bei einer bundesweiten Befragung von 44 Bio-Betrieben zeigten bis auf zwei Betriebe alle Befragten grundsätzliches Interesse an einer Plattform für forschungsinteressierte Bio-Betriebe, um in anlaufende Forschungsprojekte eingebunden zu werden.
Knapp 60 Prozent der befragten Bio-Betriebe hatten bereits Erfahrung bei der Mitarbeit in einem Forschungsprojekt gesammelt. Als wichtige Themen für die Forschung nannten die Bio-Landwirtinnen und -Landwirte am häufigsten die betriebliche Entwicklung unter Nachhaltigkeitsaspekten, das Nährstoffmanagement im Ackerbau sowie Fragen zum Naturschutz und zu Fruchtfolgen. In einigen Interviews wurde auch der Wunsch nach einem verbesserten Verständnis des Systems Boden-Pflanze genannt.
Unter den Bio-Betrieben, die schon einmal an einem Forschungsprojekt teilgenommen hatten, überwog eindeutig die Zustimmung für eine Mitwirkung an weiteren Projekten. Auf die Frage, ob sich die Erwartungen bei der Mitwirkung in einem Projekt erfüllt haben, antworteten über 90 Prozent der Befragten mit "Ja, voll und ganz" (23 Prozent) oder "Ja, zum großen Teil" (69 Prozent). Knapp 60 Prozent der forschungserfahrenen Betriebe würden Berufskolleginnen und -kollegen auf jeden Fall empfehlen, in einem Forschungsnetzwerk mitzuarbeiten. Als wichtigste Anreize für die Teilnahme an einem Forschungsprojekt wurden am häufigsten das Voranbringen der ökologischen Wirtschaftsweise, die Verbesserung des eigenen Betriebs und die Möglichkeit zum fachlichen Austausch mit Berufskolleginnen und -kollegen genannt. Einem Großteil der Befragten ist es zudem sehr wichtig, an der Formulierung der Forschungsfragen und Zielsetzung der Projekte beteiligt zu sein. Besonderen Wert legten die Befragten dabei auf eine "Kommunikation auf Augenhöhe".
Als besonderen Nutzen einer Mitwirkung in Projekten nannte die Hälfte der Befragten, dass neue Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des Betriebs gesammelt werden können. Zudem helfe der Blick von außen dabei, das eigene Tun zu hinterfragen, andere Sichtweisen kennenzulernen und etwas Neues zu wagen.
Zentrale Voraussetzung für die Mitwirkung an der geplanten Plattform ist für die Befragten die Einhaltung datenschutzrechtlicher Regelungen und ein vertrauenswürdiger Betreiber. Die Plattform sollte neutral sein und weder politische, noch kommerzielle Ziele verfolgen. Unbedingt zu vermeiden ist aus Sicht der befragten Bio-Landwirtinnen und Landwirte eine zu akademische, theoretische Ausrichtung und eine "abgehobene, komplizierte Sprache".
Alle Unterlagen des Workshops und der Praxisbefragung finden Sie hier: